Mit Maske und Clip gegen Apnoe – Nachtvorlesung vom 19.09.12

Autor: Allgemeine Zeitung Alzey

Nachtvorlesung von Allgemeiner Zeitung und Gesundheitsnetz zum Thema „Schlaf“
„Schlafen Sie gut“, wünschte Moderator Dr. Günter Gerhardt den rund 160 Besuchern der jüngsten Nachtvorlesung von Allgemeiner Zeitung und Gesundheitsnetz im proppenvollen Konferenzraum des DRK Krankenhauses. Mit dieser floskelhaften Bemerkung brachte Gerhardt den informativen Abend zum Thema „Schlaf“ auf den Punkt.

„Morgens wie gerädert“
Dass ruhiger und gesunder Schlaf nicht selbstverständlich ist, machte Dr. Otto Laakmann deutlich. Der Leiter des Schlaflabors widmete sich der Schlafapnoe. Damit ist die Verengung der oberen Atemorgane gemeint, die einen Atemstillstand bewirkt. Die Apnoe wird ausgelöst durch den im Schlaf erschlaffenden Zungenmuskel, der sich nach hinten verlagert und so die Atemwege blockiert. Fünf bis acht Prozent der Bevölkerung leidet an schwerer Schlafapnoe, Männer häufiger als Frauen. „Diese Menschen sind am nächsten Morgen wie gerädert“, beschrieb Laakmann die Auswirkungen des Sauerstoffentzuges. Doch dabei bleibt es nicht. Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, depressive Verstimmungen und Potenzstörungen sind nur einige der möglichen Folgen.
Jene, die Symptome einer Schlafapnoe verspüren, sollten zunächst zum Hausarzt gehen, der sie dann zum Facharzt schickt. Bestätigt sich der Verdacht, führt der Weg ins Schlaflabor, wo das eigene Schlafverhalten zwei Nächte lang beobachtet und medizinisch dokumentiert wird. Eine laut Laakmann erprobte Heilmethode ist die Nasen- oder die kombinierte Mund- und Nasenmaske. Die ist an einen Generator angeschlossen, der Druckluft via Nase und/oder Mund in den Hals pumpt, so die Zunge nach vorne schiebt und die Atemwege frei hält.

Neue Therapieform
Dr. Holger Heinritz machte leidgeprüften Apnoe-Patienten zusätzliche Hoffnung: Die neueste Therapiemethode ist ein im oberen Brustbereich implantierter Schrittmacher, der die Zunge mittels Impulsen nach vorne drückt. „Das ist ganz neu, aber erste Studienergebnisse zeigen, dass Apnoiker davon spürbar profitieren.“ Allerdings ist diese Therapie nicht bei Patienten mit Fettleibigkeit anwendbar. Zu den operativen Therapiemöglichkeiten zählt auch das Kürzen des Gaumensegels im Rachen, landläufig „Zäpfchen“ genannt, oder die Beseitigung einer Nasenscheidewand-Verkrümmung.
Heinritz plädierte für eine individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmte Behandlungsart und warnte davor, nach „Schema F“ zu verfahren. „Es gibt Fälle, wo eine OP der Nase oder des Gaumensegels was bringt, und solche, wo dies nicht so ist“, sagte der Alzeyer Hals-, Nasen- und Ohrenarzt. Als Alternativen kommen Nasenöl, Nasenpflaster oder -clip oder eine Unterkieferschiene in Frage – und natürlich die Maskentherapie. „Was das richtige Mittel ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden“, unterstrich Heinritz. Kieferorthopäde Dr. Shadi Fietz wies auf die Erweiterung des Oberkiefers als alternative Behandlungsmethode hin.
Narkolepsie ist der Name einer Krankheit, die nur etwa 25 bis 50 von 100 000 jungen Menschen befällt, allerdings sind die von Neurologe Stefan Langel geschilderten Symptome erschreckend. Extremste Tagesmüdigkeit, Lähmungserscheinungen nach dem Aufwachen, Halluzinationen und Kataplexie – ein Zusammenbruch des Patienten nach völligem Muskelversagen. „Der Vorteil der Krankheit: nur wenige haben sie. Der Nachteil: sie ist schwer zu erkennen“, stellte der Oberarzt der Rheinhessen-Fachklinik fest. Narkolepsie, die zu den Autoimmunerkrankungen zählt, ist medikamentös gut zu behandeln. Da an Narkolepsie erkrankte junge Menschen häufig von deren Umfeld „gemobbt“ und als Faulenzer gebrandmarkt werden, machte Stefan Langel deren Leiden an einem Beispiel deutlich: „Wer jemals 48 Stunden nicht geschlafen hat, der erlebt die Schläfrigkeit, mit der ein Mensch mit Narkolepsie jeden Tag lebt.“

Siehe bitte auch Link der Allgemeinen Zeitung Alzey: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/alzey/12439764.htm

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