Kranke Schilddrüse

Große Wirkung auf den ganzen Körper

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Man friert, obwohl es warm ist; und man schwitzt, obwohl es kalt ist. Man nimmt zu, obwohl der Speiseplan mager ist; und man nimmt ab, obwohl man üppig zulangt. Und die Blutwerte machen, was sie wollen. Der Grund für all diese Phänomene könnte eine Fehlfunktion der Schilddrüse sein. Dies ist kleine Drüse unterhalb des Kehlkopfes, die vor der Luftröhre sitzt. Die von ihr produzierten Schilddrüsenhormone haben Einfluss auf so gut wie alle Stoffwechselvorgänge im Körper. Sie können in fast alle Körperzellen eindringen, in Knochenzellen genauso wie in Nerven-, Muskel- oder Organzellen. Überall steuern sie die Geschwindigkeit der ablaufenden Funktionen. Sie regeln den Stoffwechsel von Fett, Eiweiß und Zucker. Wärmeproduktion und Sauerstoffumsatz erhalten von ihr den Antrieb. Allerdings nur bei einer gut funktionierenden Schilddrüse, einer Euthyreose.

Arbeitet hingegen die Schilddrüse mangelhaft, hat das großen Einfluss auf das Allgemeinbefinden. Generell kann man sagen, dass bei einer Schilddrüsenunterfunktion die Stoffwechselvorgänge verlangsamt sind, es kommt dann eher zu Frösteln, unerklärlicher Gewichtszunahme und überhöhten Blutfett- und Blutdruckwerten. Auch Wassereinlagerung in den Beinen, trockene spröde Haut, Müdigkeit und depressive Verstimmungen können Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion hingegen können sich unter anderem Gewichtsabnahme, Herzrasen, Nervosität, Schlafstörungen, Knochenabbau (Osteoporose), Haarausfall und übermäßiges Schwitzen einstellen.

Aber was ist die Ursache einer Fehlfunktion? Hier schauen wir uns kurz die Regelkreisläufe der Schilddrüsenfunktion an. Die Schilddrüse ist wie eine Fabrik, welche die Hormone Thyroxin 3 (Abkürzung: T3) und Thyroxin 4 (Abkürzung: T4) bildet. Der Baustoff für beide Hormone ist Jod. Dieses Element wird der Schilddrüse über die Nahrung zugeführt. Sie filtert es dann auch dem Blut heraus. Enthält die Nahrung zuwenig Jod, versucht sich die Schilddrüse darauf einzustellen, indem sie größer wird. So hofft sie, dass sie das vorhandene Jod besser aus dem Blut herausfiltern kann. Es entsteht ein Kropf (medizinisch: Struma). Dieser wächst meist nach außen, weshalb sich der Arzt bei einer Schilddrüsenuntersuchung auch hinter Sie stellt, und mit beiden Händen Ihre Halsregion abtastet. Allerdings gibt es auch den nach innen wachsenden Kropf. Dieser ist dann von außen nicht tastbar, er kann sich aber dadurch bemerkbar machen, indem er auf den Kehlkopf drückt, und Sie sich häufig und ohne erkennbaren Grund räuspern müssen. Wird ein Kropf nicht behandelt, können sich „Knoten“ bilden. Ein „heißer Knoten“ liegt vor, wenn die dort liegenden Zellen quasi Akkord arbeiten. Hier besteht die Gefahr, dass sich die Zellen überarbeiten, und dann funktionsunfähig werden. Dann spricht man von einem „kalten Knoten“, es findet keine Hormonbildung mehr statt.

Heiße und kalte Knoten entstehen also vor allem durch zuwenig Jod. Weil Deutschland zu einem Jodmangelgebiet gehört, können Sie gar nichts falsch machen, jodiertes Speisesalz zu verwenden, außer Sie leiden an einer krankhaften Schilddrüsenüberfunktion, wie dem Morbus Basedow. Diese Krankheit wird durch eine Autoimmunkrankheit ausgelöst. Häufig ist sie kombiniert mit einem Hervortreten der Augäpfel, wie es bei Heino der Fall ist. Das Gegenteil ist übrigens bei der Krankheit Hashimoto-Thyreoiditis der Fall. Das ist krankhafte Unterfunktion, hervorgerufen durch eine chronische Schilddrüsenentzündung, die auch durch ein Autoimmungeschehen bedingt ist. Beide Krankheiten sind allerdings relativ selten.

Ein sehr häufiger Grund für ein Fehlverhalten ist die mangelnde Ansteuerung der Schilddrüse durch ihre „Chefs“. Die sitzen im Gehirn. Ganz oben befindet sich das Zwischenhirn (Hypothalamus), welches vom Körper gemeldet bekommt, wie viele Schilddrüsenhormone im Blut zirkulieren. Sind es zuwenig, gibt das Zwischenhirn ein Signal an eine hormonproduzierende Drüse, die im Gehirn sitzt, die Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Diese produziert daraufhin das schilddrüsenstimulierende Hormon (medizinische Abkürzung: TSH), welches die Schilddrüse zu mehr Arbeit antreibt. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann also auch darauf zurückzuführen sein, dass der TSH-Wert zu niedrig ist. Umgekehrt kann eine Schilddrüsenüberfunktion auf einem zu hohen TSH-Wert basieren. Die Überprüfung des TSH-Wertes gehört unbedingt mit zu einer Schilddrüsenüberprüfung. Wichtig: Lassen Sie Ihren TSH-Wert mehrfach messen, denn bei einem Patienten kann ein Wert von 0,4 mU/l normal sein, bei dem anderen von 4,0 mU/l. Aber jeder einzelne Patient hat sein Wohlfühl-TSH, und dieser Wert sollte konstant sein.

Um eine Schilddrüse zu behandeln, muss man also genau die Ursache ihrer Fehlfunktion kennen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann die Therapie darin bestehen, dem Körper ausreichend viel Jod zu geben, und zusätzlich den TSH-Wert richtig einzustellen. Dies geschieht mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen (= Levothyroxin). Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden oft die heißen Knoten in der Schilddrüse entfernt. Dies geschieht mit einer Operation, oder mit einer Radiojodtherapie, wo unter Aufsicht radioaktiv angereichertes Jod die überschießend arbeitenden Zellen zerstört.


Was ist eine Szintigrafie?

Das ist eine Untersuchung beim Nuklearmediziner, also einem Facharzt, der radioaktive Substanzen zur Diagnose und Therapie einsetzt. Zur Durchführung bekommt der Patient eine kleine Menge eines radioaktiven Stoffes (Technetium oder Jod123) gespritzt. Die Schilddrüsenzellen „verwechseln“ diese Substanzen mit natürlichem Jod und fangen sie auf. Da sie aber im Gegensatz zum natürlichen Jod radioaktiv strahlen, kann man sie mit einer speziellen Kamera (Gammakamera) sichtbar machen. So kann man beobachten, ob es in der Schilddrüse Stellen gibt, die keinen Jodersatzstoff aufnehmen können. Auch umkehrt ist zu erkennen, ob andere Stellen dies im Übermaß tun. Der Arzt kann damit beurteilen, wie gut die Schilddrüse funktioniert. Bereiche, die zu viel arbeiten, zeigen sich auf den Farbaufnahmen gelb bis rot („heiß“). Bereiche, in denen nicht gearbeitet wird, zeigen sich blau („kalt“). Hiervon leiten sich auch die Namen „heißer“ oder „kalter“ Knoten ab. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und die radioaktive Strahlung so gering, dass sie unbedenklich ist.


Bedeutung der Werte

Bei den Schilddrüsenwerten handelt es sich um drei spezielle Hormone, an denen man das Funktionieren der Schilddrüse erkennt.
Das TSH ist das Steuerungshormon der Schilddrüse, das bei Bedarf die Produktion der Schilddrüsenhormone anregt. Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 regulieren vor allem den Energieumsatz des Körpers, sind aber auch in jedem Bereich des menschlichen Stoffwechsels beteiligt.

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