17.03.2005
Vorwort: Ebenso wenig wie es die Pubertät oder die Schwangerschaft war, sind auch die Wechseljahre keine Krankheit. Es scheint, als könne man diese Tatsache nicht oft genug betonen, denn die Berichterstattung in den Medien und auch die allgemeine gesellschaftliche Sichtweise sehen das weibliche Klimakterium offensichtlich als einen behandlungsbedürftigen Zustand. Dem ist nicht so. Die Wechseljahre stellen einen natürlichen Prozess dar, den man nicht umgehen kann und daher auch nicht muss. Viele Frauen haben diese Lebensphase auch schon ohne große Unterstützung hinter sich gebracht und die Zeit genutzt, um sich selbst und ihre Situation neu zu definieren, neue Ziele zu finden. Natürlich gibt es Frauen, die während der Menopause mit starken Beschwerden zu kämpfen haben. Für sie muss der beste Therapieansatz gefunden werden, um die bisherige Lebensqualität wieder herzustellen. Ausführliche Information ist dazu der erste Schritt. Dennoch nimmt es allein schon ungeheuren Druck, zunächst die eigene Perspektive zu verändern: Wir haben nämlich nur zwei Möglichkeiten: Leben oder sterben. Leben bedeutet gleichzeitig immer auch altern. Gehen wir es also gelassen an!
Was passiert in den Wechseljahren?
Mit Beginn der so genannten „Wechseljahre“ oder auch „Klimakterium“ genannt, ist die geschlechtsreife, gebärfähige Zeit einer Frau abgeschlossen. Um das 45. Lebensjahr herum tritt die monatliche Periode nicht mehr so regelmäßig ein. Ein Zeichen dafür, dass große hormonelle Umbrüche im Körper stattfinden: Die Eierstöcke stellen ihre Funktion langsam ein. Die Hormonproduktion, vor allem die der Geschlechtshormone, wird allmählich reduziert. Mit der letzten Regelblutung haben die Eierstöcke ihre Tätigkeit endgültig eingestellt. Diese Vorgänge geschehen nicht von heute auf morgen. Das Klimakterium kann sich durchaus über einen Zeitraum von 10 Jahren hinweg erstrecken. Viele Frauen erleben diese Lebensphase ohne mit schwerwiegenden Problemen kämpfen zu müssen, andere hingegen leiden unter zahlreichen Beschwerden. So handelt es sich beispielsweise bei Hitzwallungen, Herzrasen und Schlafstörungen um Befindlichkeitsstörungen, die in diesem Zusammenhang gewöhnlich auf das Klimakterium zurückzuführen sind. Manche Frauen klagen auch über Einschränkungen bezüglich der körperlichen Leistungsfähigkeit und über depressive Verstimmungen. Zudem sind Veränderungen an der genitalen Schleimhaut keine Seltenheit. Durch den Östrogenmangel kann es dort zu Juckreiz- und Trockenheitsgefühlen kommen.
Welche Präparate setzt ein Arzt zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden ein?
Sollten es die Beschwerden erforderlich machen, so besteht die Therapie üblicherweise in der Gabe von Hormonen. Zu diesem Zweck stehen uns eine Vielzahl unterschiedlicher Präparate zur Verfügung. Abhängig vom individuellen Fall, werden entweder Östrogenpflaster, Tabletten, Gels oder auch Östrogen-Gestagen-Kombinationen eingesetzt. Allerdings dürfen die Patientinnen während einer solchen Hormonersatztherapie nicht zu ungeduldig sein. Es kann nämlich eine Weile dauern, bis man das verträglichste Präparat gefunden hat. Ist das gelungen, führen die synthetischen Hormone meist zu einer schnellen Linderung der Beschwerden.
Ist eine Hormonersatztherapie uneingeschränkt zu empfehlen?
Nein, das ist sie nicht. Ob tatsächlich synthetische Hormone verabreicht werden oder nicht, muss gewissenhaft von Fall zu Fall erwogen werden. Wie bereits erwähnt, führt eine Hormonersatztherapie meist zu einer raschen Linderung der Beschwerden. Sie kann unter Umständen aber auch zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringen. So sind nicht nur Befindlichkeitsstörungen, wie beispielsweise Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Blutdruckanstieg und Venenentzündungen gängige Begleiterscheinungen von Hormonpräparaten, sondern auch Übelkeit und Embolien. Auf der anderen Seite kann man wiederum typische Wechseljahrserkrankungen, wie etwa dem Knochenschwund, gut durch Hormonpräparate vorbeugen. Reine Östrogenpräparate verbessern erfahrungsgemäß den Fettstoffwechsel und mindern statistisch gesehen das Vorkommen von Herzinfarkten. Dieser positive Effekt wird aber wiederum von der Tatsache überschattet, dass reine Östrogenpräparate das Risiko erhöhen, an Gebärmutterkrebs zu erkranken. Dieses erhöhte Krebsrisiko scheint aber nicht für die Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate zu gelten, andererseits konnte aber auch durch ihre Einnahme keine tief greifende Verbesserung des Fettstoffwechsels festgestellt werden. Zusammenfassend muss man also sagen, dass sich, was Hormonpräparate anbelangt, kein Pauschalurteil fällen lässt. Es muss von Patient zu Patient der „Nutzen-Belastungs-Faktor“ abgeschätzt werden. Dabei spielt das Überprüfen von Krankheitsfällen in der Familiengeschichte ebenfalls eine wichtige Rolle. So muss der Arzt bei der Entscheidung für oder gegen eine Hormonersatztherapie wissen, ob es etwa Gebärmutterkrebs oder Knochenschwundfälle in der Familie gab. Auch ein familiärer Hang zu Depressionen innerhalb der Familie müssen dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden. Durch das regelmäßige Wahrnehmen der Kontrolluntersuchungen und das Überprüfen der Dosierungen können die Patientinnen aber ihr individuelles Risiko auf ein Minimum reduzieren.
Andere Behandlungsmöglichkeiten, um Wechseljahrsbeschwerden zu lindern?
Ja. Immer wieder entscheiden sich Frauen gegen eine Hormonersatztherapie und suchen nach alternativen Möglichkeiten, ihre klimakterischen Beschwerden zu lindern. Pflanzliche Hormone, so genannte „Phytohormone“, scheinen eine solche Alternative darzustellen. Vor allem Sojapräparate sind in dieser Hinsicht ein großer Hoffnungsträger: Auf ihre positive Wirkung wurde man zunächst durch die Feststellung aufmerksam, dass asiatische Frauen kaum mit Wechseljahrsbeschwerden zu kämpfen haben, wie sie bei Frauen in den westlichen Industrieländern hingegen häufig auftreten. Nachdem man die Lebensgewohnheiten der Asiatinnen untersucht hatte, kam man zu dem Schluss, dass die Antwort für die fehlenden Wechseljahrsbeschwerden wohl in der Ernährung zu finden sei: So nehmen asiatische Frauen unter anderem große Mengen Soja zu sich. Soja ist sehr reich an so genannten „Isoflavonen“. Dieser Begriff ist Ihnen vielleicht schon einmal begegnet. Es handelt sich hierbei um so genannte pflanzliche Hormone. Deren Wirkung an Rezeptoren im Gehirn, Herz, Blutgefäßen und Knochen ist wissenschaftlich erwiesen. Ihre Bezeichnung erhielten sie auf Grund der Tatsache, dass sie auf den Hormonstoffwechsel eine regulierende Wirkung haben, die mit den körpereigenen Hormonen durchaus vergleichbar ist. Aber auch andere pflanzliche Präparate vermögen Wechseljahrsbeschwerden, wie etwa Schweißausbrüche und Depressivität, zu lindern. Dazu gehören beispielsweise Präparate, die aus den Extrakten von Rotklee, Yamswurzel, Traubensilberkerze und Hopfen gewonnen werden. Dabei zeichnen sich Phytohormone vor allem durch ihren schonenden, nebenwirkungsarmen Effekt aus. Dennoch gilt: Bevor Sie eigenmächtig zu solchen Produkten greifen, sollten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten.
Anfälligkeit in den Wechseljahren für Osteoporose und Herzkrankheiten?
Leider ja, denn die Wechseljahre einer Frau sind in erster Linie durch den Östrogenmangel gekennzeichnet. Dieses Sexualhormon hat bis zum Klimakterium verschiedene Schutzfunktionen übernommen, wie beispielsweise den Fettstoffwechsel so günstig beeinflusst, dass ein sehr niedriges Herzinfarktrisiko bestand. Durch den Östrogenmangel in der Menopause ist diese Schutzfunktion praktisch hinfällig. Auch der Knochenabbau geht auf Grund des Östrogenmangels schneller von statten und lässt das Knochengerüst weniger stabil und anfälliger für Brüche werden. Aber deshalb muss man nicht zwangsläufig zu Hormonpräparaten greifen. Viele Krankheitsprozesse lassen sich schon durch eine bewusste Lebensführung sehr positiv beeinflussen. Wie so oft spielt auch hier wieder die Ernährung eine wichtige Rolle. Sie sollte nicht zu einseitig sein und ausreichend Kalzium, Magnesium und Vitamin D enthalten. Auch das Körpergewicht sollte sich immer einigermaßen im Normalbereich bewegen, damit das Risiko, eine koronare Herzkrankheit zu erleiden, möglichst gering ist. Neben der gesunden Ernährung ist regelmäßige Bewegung sehr wichtig. Durch sie regulieren Sie nicht nur Ihr Körpergewicht und bauen Stress ab, sondern regen auch die knochenbildenden Zellen an und wirken auf diese Weise zusätzlich der Entstehung von Osteoporose entgegen.
Depression in den Wechseljahren
Das Klimakterium ist keine leichte Lebensphase. Während Männer um das 50. Lebensjahr herum noch als attraktiv und stattlich betrachtet werden, sind Frauen in diesem Alter, allein schon durch die Medien, mit einem immer stärker werdenden Jugendwahn konfrontiert. Bereits die Tatsache, dass sehr viele Frauen im Klimakterium glauben, Sie müssten Hormonpräparate einnehmen, um den Alterungsprozess aufzuhalten, zeigt, wie sehr sie sich oft als Mangelwesen empfinden. Hinzu kommt, dass sich in dieser Lebensphase meist der übliche Lebensentwurf verändert: Die Kinder verlassen das Haus, der Mann wird, in seiner Funktion als Partner, meist als befremdlich empfunden, da er die Situation der Frau nicht wirklich nachvollziehen kann. Jedenfalls empfinden das viele Frauen so. Nicht selten kommt hinzu, dass auch die eigenen Eltern nun der Pflege bedürfen und somit die Gesamtsituation als belastend und unfrei empfunden wird. Umso schwieriger die Lebensstation ist, umso stärker werden oft auch die Wechseljahrsbeschwerden wahrgenommen. Sollten die Depressionen tatsächlich durch die Wechseljahre bedingt sein, ist es sinnvoll, auf zweierlei Ebenen anzusetzen: Ein Frauenarzt sollte überprüfen, ob es empfehlenswert ist, eine Hormonersatztherapie einzuleiten. Mindestens ebenso wichtig ist die Hilfestellung eines Psychotherapeuten; eventuell könnte eine Paarberatung angezeigt sein, um gemeinsame Lebensziele neu zu definieren. Abhängig vom jeweiligen Fall können leichte Antidepressiva ebenfalls zweckmäßig sein.