Tuberkulose

Alte Seuche – neue Gefahr

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11.06.2003

Tuberkulose, auch „Motten“ oder „Schwindsucht“ genannt, war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ursache für den Tod tausender Menschen in Deutschland. Heute ist es eine fast vergessene Krankheit, bis dann plötzlich – wie im vergangenen Jahr – in einer Stadt wie Trier ein Student daran erkrankt und die Menschen der Region wochenlang in Atem hält. Immerhin erkranken in Deutschland jedes Jahr noch etwa 10.000 Menschen an Tuberkulose und mehrere hundert sterben daran. Die Zahl ist zum Glück weiterhin rückläufig. Bedenklich ist aber vor allem die wachsende Zahl von Erregern, die auf die normalen Antibiotika gegen Tuberkulose nicht mehr ansprechen (multiresistente Erreger). Wie schnell das mit einem Tuberkuloseausbruch gehen kann, hat man gerade jetzt gesehen: In der englischen Grafschaft Leicestershire sind mindestens 33 Patienten an Tuberkulose erkrankt, die Mehrzahl davon Schüler im Alter zwischen 11 und 17 Jahren. Die meisten der 33 Erkrankten kommen aus einer ganz bestimmten Schule mit Schülerinnen und Schülern, die aus Osteuropa stammen. Dort wird die Krankheit zwar auch behandelt, aber oft nur unzureichend. Die betroffenen Patienten fühlen sich gesund, brechen die Behandlung zu früh ab und sind so weiterhin ansteckend.
Die Tuberkulose gab es schon im alten ägypten (ca. 3000 v. Chr.). So hat man z. B. aus alten Knochen und Mumienfunden die Erbinformation (DNA) des Erregers der Tuberkulose isoliert.
Von einer „offenen“ Tuberkulose spricht man, wenn die Bakterien über die Luftwege frei gesetzt werden. Dann kann der Erreger sehr schnell über Tröpfchen in der Atemluft sich ausbreiten und andere Menschen anstecken. Dies geschieht vor allem dort, wo viele Menschen sich auf engem Raum versammeln, wie z. B. in einer Diskothek. Doch nicht jeder wird krank. Oft nisten sich die Bakterien in der Lunge ein und können dort Jahrzehnte überdauern, ohne dass die Krankheit ausbricht. Nur jeder Zehnte ist tatsächlich betroffen. Insbesondere Abwehrgeschwächte, wie z. B. ältere Menschen und Kinder, aber auch chronisch Kranke (z. B. HIV) sind gefährdet. Der Erreger breitet sich nicht nur im Lungengewebe aus, sondern kann im ungünstigsten Falle auch auf andere Organe übergehen.
Erste Beschwerden sind z. B. lang anhaltender Husten, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Mit einem so genannten Stempeltest (Tuberkulin-Test) zeigt sich, ob jemand mit den Erregern in Berührung gekommen ist. Ein Röntgenbild der Lunge gibt über die Ausbreitung der Infektion Auskunft. In gefärbten Schleimproben sind die Bakterien als rote Stäbchen sichtbar. Die Standardbehandlung empfiehlt eine Medikamentenkombination aus den Wirkstoffen Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol und Streptomycin. Ein gestärktes Immunsystem durch eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung und Sport ist die beste Vorbeugung. Besondere Vorsicht ist bei Reisen in Risikoregionen angebracht. Das sind die
afrikanischen Länder südlich der Sahara,
der Süden und Osten Asiens,
einige lateinamerikanische Staaten,
einzelne Staaten Osteuropas und
ie Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion.
Was kann man vorbeugend tun? Die so genannte BCG-Impfung wird u. a. wegen Unwirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen des Impfstoffes nicht mehr empfohlen.
Eine vorbeugende Gabe von Antibiotika (Chemoprophylaxe/Chemoprävention) ist bei Kindern unter 6 Jahren und sonst in Ausnahmefällen angebracht, wenn ein großes Risiko besteht, dass sich jemand angesteckt haben könnte. Was geschieht, wenn man nun schon weiß, dass in osteuropäischen Staaten Tuberkulose häufiger vorkommt? Zur Vermeidung von Ansteckungen lässt z. B. das Land Niedersachsen im Grenzdurchgangslager Friedland alle Neuankömmlinge aus osteuropäischen Staaten auf Tuberkulose untersuchen.

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