17.12.2004
Sie hören ein ständiges Klingeln ohne aber jedoch eine offensichtliche Geräuschquelle ausmachen zu können? Ein permanentes Pfeifen im Ohr lässt Sie vor allem nachts nicht einschlafen? Dann gehören Sie zu den rund 3.000.000 Tinnitus-Patienten, die wir deutschlandweit haben und wissen sehr gut, welch enormer Leidendruck mit dieser Erkrankung verbunden ist. Aber auch für den Tinnitus und den Hörsturz gilt, desto mehr Aufklärung betrieben wird, desto besser kann man mit diesem Beschwerdebild umgehen und es auch umfassender behandeln.
Was ist die Ursache dieser Ohrgeräusche?
Bislang konnte leider noch nicht genau geklärt werden, wodurch diese krankhaften Ohrgeräusche (Tinnitus) verursacht werden. Es besteht jedoch Grund zur Annahme, dass Durchblutungsstörungen oder Schädigungen im Innenohr verantwortlich sind. Diese „Schädigungen“ können wiederum durch einen Hörsturz, Bluthochdruck, chronischen Lärm, aber auch durch eine Mittelohrentzündung, eine Virusinfektion oder schlicht durch Stress hervorgerufen werden. In manchen Fällen sind auch Fehlstellungen des Kiefergelenks oder Halswirbelblockaden für das Ohrensausen verantwortlich.
Wie wird ein Tinnitus behandelt? Tatsächlich sind die Aussichten auf Heilung nur bei der akuten Form des Tinnitus wirklich gut. Sind die Ohrgeräusche bereits chronisch geworden, sind die Chancen hingegen nur gering, sie jemals wieder los zu werden. Das heißt: Sobald Sie Ohrgeräusche bemerken, müssen Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen gelten Sie als „akuter Fall“, dessen Heilungschancen am besten sind. Der Arzt wird Sie mit durchblutungsfördernden Mitteln und meistens auch kurzfristig mit Cortison behandeln. Auch eine gezielte Sauerstofftherapie ist sinnvoll. Sind die Ohrgeräusche chronisch geworden, muss aus einer ganzheitlichen Sicht angesetzt werden. So ist bei der Lebensführung beispielsweise auf die Vermeidung von Stress zu achten. Zu diesem Zweck sollten Entspannungsübungen erlernt werden. Außerdem muss der Schwerpunkt eines chronischen Tinnitus-Patienten darauf liegen, die Geräusche zunächst zu akzeptieren. So genannte „Tinnitus-Masker“ (spezielle Tonträger) helfen, die Geräusche erträglicher zu machen, in dem sie das Ohrenklingeln in Klangfelder einbetten, die sie „übertönen“.
Wie steht es beim Tinnitus um alternative Behandlungsmethoden?
Da bei einem Tinnitus auch seelische Faktoren eine große Rolle spielen, ist das Erlernen von speziellen Muskelentspannungstrainigs sehr hilfreich. Auch Akupunktur hat sich sehr bewährt. Nicht selten liegt die Ursache des Tinnitus, wie erwähnt, in Fehlfunktionen des Kiefergelenks oder der Halswirbelsäule. Deshalb können manuelle Therapie-Ansätze (Osteopathie) ebenfalls sehr hilfreich sein. Bei manchen Tinnitus-Patienten zeigt auch die Magnetfeldtherapie gute Erfolge. Allerdings nur dann, wenn die Ursache in Gelenk- und Halswirbelproblemen zu suchen ist.
Wie äußert sich ein Hörsturz und welche Ursachen hat er?
Ein Hörsturz tritt meist nur einseitig auf und ist gewöhnlich durch eine plötzliche Schwerhörigkeit oder gar durch eine völlige Taubheit gekennzeichnet. Auch hier werden als Auslöser Durchblutungsstörungen und Schädigungen der Sinneszellen des Innenohrs vermutet. Ebenso ist es aber auch möglich, dass der Grund für einen Hörsturz im Hirnstamm zu finden ist. Auch andere Faktoren wie etwa Virusinfektionen, Stoffwechselstörungen, Stress, Lärm, ein Zuviel an Alkohol und Nikotin kommen in Frage.
Wie wird ein Hörsturz behandelt?
Auch ein Hörsturz gilt, genauso wie ein Tinnitus, als absolute Notfallsituation. Es kann zwar sein, dass sich die Schwerhörigkeit bzw. Taubheit innerhalb der nächsten Stunden zurückbildet, aber darauf sollte man nicht warten, sondern einen Arzt aufsuchen. Er wird zunächst durch eine eingehende Untersuchung versuchen, den Auslöser des Hörsturzes ausfindig zu machen. So wird beispielsweise die Fließgeschwindigkeit des Blutes überprüft, das Gesamteiweiß und auch der Möglichkeit einer Borreliose oder einer Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus nachgegangen. Die Therapie beruht dann in der Regel auf der Gabe von gefäßerweiternden, durchblutungsfördernden Mitteln. Auch das Einatmen reinen Sauerstoffs kann hilfreich sein. Cortison kommt ebenfalls, mitunter auf Grund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften, nicht selten zum Einsatz. Wichtig ist vor allem auch, dass Hörsturz-Patienten von jeglichem Stress abgeschirmt werden und sich in buchstäblicher Ruhe erholen können.
Woran kann man erkennen, dass es sich wirklich um einen Tinnitus handelt?
Die meisten Tinnitus-Patienten klagen über ein hohes Pfeifen. Die Ohrengeräusche können aber auch ebenso gut an Wind-, Wasser oder auch an Motorengeräusche erinnern. Die Lautstärke dieser Töne kann sich dabei verändern. Besonders in einer ruhigen Umgebung werden die Ohrgeräusche als besonders störend empfunden. Tinnitus kann einseitig, aber auch beidseitig auftreten. Meist geht er mit Konzentrations- und Schlafstörungen einher.
Stimmt es, dass es Ohrgeräusche gibt, die auch von der Außenwelt wahrgenommen werden können?
Ja, das stimmt. Die Ohrgeräusche, welche nur der Betroffene selbst hört, bezeichnet der Mediziner als „subjektiven Tinnitus“. Sein Gegenstück ist der so genannte „objektive Tinnitus“. Letzterer kann sogar vom Arzt gemessen werden. Ein objektiver Tinnitus wird meist durch Verspannungen im Mittelohrmuskel, ruckartige Öffnungsbewegungen der Ohrtrompete, aber auch durch Arterienverengung in der Nähe des Ohres hervorgerufen. Allerdings handelt es sich bei nur etwa 1 % der Tinnitus-Patienten um solch einen objektiven Tinnitus.
Könnte ein Tinnitus durch die Klangtherapie erfolgreich behandelt werden?
Durchaus. Bei der so genannten Klangtherapie handelt es sich um einen äußerst viel versprechenden Behandlungsansatz. Sie beruht auf der Überzeugung, dass in unserem Körper Frequenzen schwingen, die sich in einem ausgewogenen Gleichgewicht befinden müssen, damit wir uns auch wirklich wohl fühlen. Wenn Sie als Tinnitus-Patient einen solchen Klangtherapeuten aufsuchen, wird er zunächst eine so genannte „Stimmanalyse“ durchführen. Das geschieht, indem Ihre Stimme auf einen Tonträger aufgenommen wird, um sie dann durch einen Computer auswerten zu lassen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, welche Frequenzen im Körper zu hoch sind. In dem sich der Klangtherapeut an diesen Frequenzen orientiert, versucht er einen Ton zu entwickeln, der jenem entspricht, welcher der Tinnitus-Patient immerzu hört. Dieser Ton wird dann auf eine CD gebrannt und dem Patienten mit nach Hause gegeben. Dort soll sich der Patient diesen Ton immer dann anhören, wenn er unter seinem Tinnitus leidet. Das Prinzip, welches sich dahinter verbirgt, funktioniert wie folgt: Stellt man in einem Raum jeweils links und rechts zwei Lautsprecher mit derselben Frequenz auf, entsteht in der Mitte ein Vakuum, wo sich der Ton überlagert beziehungsweise gelöscht wird. So kann man sich den Vorgang auch bei einem Tinnitus vorstellen: Durch die Überlagerung der Töne wird das Ohrengeräusch „gelöscht; zumindest zeitweise. Patienten berichten bislang, dass sich die beschwerdefreien Intervalle verlängern. Einige Patienten sind sogar bereits völlig beschwerdefrei.
Lässt sich ein Tinnitus auch homöopathisch behandeln?
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe homöopathischer Mittel, die sich zur Behandlung eines Tinnitus eignen. Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um Symptome handelt, die sich nach homöopathischem Wissen gut auswerten lassen. Ein Beispiel: Hört sich das Ohrengeräusch etwa wie ein Bienenschwarm an, wird gerne das Mittel Apis D6 eingesetzt, wenn das Herzklopfen im Ohr wahrnehmbar ist, kann sich Petroleum D6 eignen. Aber das muss der behandelnde Homöopath nach einem eingängigen Gespräch selbst entscheiden.