Schluckstörungen

Schluckstörungen (Dysphagie)

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11.07.2003

Jeder von uns hat das sicherlich zu einem gewissen Ausmaß schon einmal erlebt: Rachen und Mandeln sind gerötet, der Hals ist entzündet und darum wird jeder Versuch zu schlucken, geschweige denn etwas hinunter zu schlucken, zur Qual. Wenn es sich um eine schlichte Halsentzündung handelt, bleibt der Trost, dass sie vorbei gehen wird. Die Leidenszeit wird sich mit Joghurt und honiggesüßten Tees überbrücken lassen. Aber was, wenn die Schluckbeschwerden zu einem Dauerzustand werden, ohne Aussicht auf Besserung?

Rund 7% der deutschen Bevölkerung sind von Schluckbeschwerden (Fachbegriff: Dysphagie) betroffen, genauso wie 40% jener Menschen, die in Pflegeheimen intensiver Betreuung bedürfen. Für sie wird jede Mahlzeit zu einer unangenehmen Herausforderung, bei der man sich nur allzu leicht verschlucken kann. Besonders viele Schlaganfallpatienten sterben im ersten Jahr nach dem Vorfall auf Grund von Schluckbeschwerden. Aber auch andere Grunderkrankungen wie beispielsweise Alzheimer, Multiple Sklerose, Parkinson und Krebs können dieses Beschwerdebild mit sich bringen. Auch ein Laie kann relativ gut erkennen, ob ein Mensch an Schluckbeschwerden leidet oder nicht. Dem Betroffenen fällt die Nahrungsaufnahme sichtlich schwer, daher geht sie sehr langsam von statten. Außerdem verbleiben häufig Nahrungsreste im Mund, manchmal rinnt Speichel aus den Mundwinkeln.
Weitere Symptome sind häufiges Husten, Räuspern und Verschlucken, die Stimme klingt eventuell belegt, es kommt zu Appetitlosigkeit und zu Gewichtsverlust. Nahrung kann sich in solch einem Fall verselbstständigen und gelangt deshalb leicht vom Mund in die Luftröhre und somit in die Atemwege. Bei solch einem Vorgang sprechen wir Mediziner von der Aspiration. Oft ist sie die Ursache für eine Lungenentzündung, die leider nicht selten tödlich endet. Umso wichtiger ist es, nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern auch beim Pflegepersonal ein verstärktes Bewusstsein für die Dysphagie zu schaffen. Denn selbst wenn Schluckbeschwerden zunächst nicht zum Tode führen müssen, so bringen sie doch eine Reihe von Problemen mit sich, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen: Wem das Essen schwer fällt, der wird es über kurz oder lang lieber lassen, oder zumindest lediglich das essen, was sich nicht so schwierig gestaltet. Diese Tatsache führt oft zu einem Mangel an Spurenelementen, Vitaminen und Ballaststoffen. Auch Flüssigkeiten lassen sich oftmals schwer hinunterschlucken, was dazu führt, dass die Betroffenen schnell austrocknen. Doch gegen diese Beschwerden lässt sich eine ganz Menge tun. Natürlich ist es zunächst einmal wichtig herauszubekommen, woher die Schluckbeschwerden rühren. Das kann ebenso gut mit einer schlecht sitzenden Zahnprothese aber auch mit verabreichten Medikamenten zusammen hängen. Sollte die Lösung nicht so nahe liegen, kann ein Arzt eventuell durch eine Endoskopie, Sonographie, durch Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie die Ursache feststellen. In jedem Fall richtet sich die weiterführende Therapie nach der zuvor gestellten Diagnose.
Die Therapieansätze sind dabei vielfältig und reichen von der Korrektur der Kopf- beziehungsweise Körperhaltung zu einem speziellen Schlucktraining mit einem Logopäden, bis hin zu verschiedenen Maßnahmen, die die Nahrung selbst betreffen. Gerade Menschen mit Schluckbeschwerden, bei denen Essen mit belastenden Gefühlen verbunden ist, ist es wichtig nicht nur einen abwechslungsreichen, sondern auch gesunden Speiseplan zusammenzustellen. Dabei ist sicherlich auch ein wenig Kreativität gefordert. Rohkost sollte zum Verzehr stark verkleinert oder püriert werden. Genauso sollte mit gekochten Speisen verfahren werden, allerdings sollte man hierbei darauf achten, dass die Nahrung schonend gegart wird, damit so viele Vitalstoffe wie möglich erhalten bleiben. Besonders Milchprodukte sollten auf dem Speiseplan eine große Rolle spielen, da sie durch ihren hohen Calciumgehalt dem Erhalt und Aufbau von Knochen und Zähnen dienen. Gegebenenfalls kann es ratsam sein, auf so genannte voll bilanzierte Formeldiäten zurückzugreifen, die speziell mit Vitaminen und Ballaststoffen angereichert und in der Apotheke erhältlich sind. Auch frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte stellen eine gesunde wie auch leckere Abwechslung dar. Jedoch, wie zuvor erwähnt, gerade Flüssiges ist für Betroffene schwierig zu schlucken. Daher sollten die Säfte zuvor etwas angedickt werden. So verlieren die täglichen Mahlzeiten ihren traumatischen Charakter und können vielleicht wieder zu einem genüsslichen Ereignis werden.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.dysphagia.de
www.dysphagia-forum.de

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