11.08.2001
Trotz modernster Medizin gehört Krebs heute leider nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen. Das „Wundermittel“, auf das wir alle warten, ist noch nicht entdeckt worden. Und doch darf man die Hoffnung nicht aufgeben – denn immer wieder gibt es neue Lichtblicke, die beweisen, dass wir dem Krebs nicht so bedingungslos ausgeliefert sind, wie es scheint:
In einer jüngst in den USA publizierten, groß angelegten Studie fand man heraus, dass Krebspatienten, die neben den herkömmlichen Behandlungsformen (wie Operation, Chemotherapie, Bestrahlung) zusätzlich mit einem Mistelpräparat behandelt wurden, deutlich (um im Durchschnitt 40 %) länger lebten als solche Patienten, die keine Misteltherapie bekamen.
Dass Extrakte aus der Mistel bei Krebsleiden gut wirksam sind, ist keine Neuigkeit. Der Einsatz der Mistel in der Medizin hat eine jahrhundertlange Geschichte und ist heutzutage ein etablierter Bestandteil der Krebsbehandlung. Bisher war jedoch lediglich bekannt, dass die Mistel – unter anderem durch ihre schmerzlindernde Wirkung – die Lebensqualität von Krebspatienten verbessert. Dass sie aber tatsächlich auch in der Lage ist, die Lebensdauer zu verlängern, ist eine beachtliche Neuerkenntnis.
Was hat dieses etwas mythische Gewächs nun, was andere Pflanzen nicht haben? Ganz genau ist man dem Geheimnis noch nicht auf die Schliche gekommen – allerdings scheinen bestimmte Eiweißverbindungen – die so genannten Mistellektine und Viscotoxine – eine besondere Rolle zu spielen. Mistellektine hemmen das Wachstum von Tumorzellen, Viscotoxine lösen die Membran der Tumorzellen auf und töten die Zellen so direkt ab. Neben diesen tumordestruktiven Eigenschaften wird der Mistel zusätzlich eine immunstimulierende Wirkung zugeschrieben.
Es gibt verschiedene Mistelformen, doch zur Krebstherapie wird nur die weißbeerige Mistel, Viscum album, eingesetzt. Bei der Herstellung muss man beachten, dass die Inhaltsstoffe jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen – im Sommer ist der Gehalt an Viscotoxinen höher, im Winter enthält die Mistel mehr Lektine. Um eine optimale Kombination der beiden Wirkstoffe zu erreichen, erntet man deshalb zweimal im Jahr und vermischt dann die beiden Säfte in einem speziellen Verfahren miteinander.
Die Misteltherapie ist eine Langzeitbehandlung. Meist wird das Präparat zwei- bis dreimal pro Woche subkutan verabreicht, das heißt, unter die Haut gespritzt. Dies kann der Patient in der Regel leicht zu Hause durchführen. Häufig kommt es nach der Injektion an der Einstichstelle zu einer kurzzeitigen Rötung und Schwellung mit Juckreiz. Diese Reaktion ist aber ganz normal und nicht gefährlich.
Grundsätzlich ist der Einsatz der Mistel in jedem Stadium der Krebserkrankung einsetzbar – das heißt, vor, während oder nach einer Chemotherapie, Operation oder Bestrahlung. Allerdings sollte man das Präparat nicht direkt ins Bestrahlungsfeld oder an entzündete Hautstellen spritzen.