Insektenstiche

Vermeidung von Insektenstichen – Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Tropenmedizin

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11.07.2001

Zur Vermeidung von Insektenstichen wird die Verwendung von Repellents empfohlen, auch bei Kindern. Dies gilt vor allem dann, wenn aufgrund einer Allergie eine besonders starke Lokalreaktion nach Insektenstichen auftritt.

Wie ist in diesem Zusammenhang die Toxizität, insbesondere bei Langzeitanwendung des Wirkstoffes Deet (Autan) zu beurteilen?

Gibt es „biologische Alternativen“ oder kann Permethrin eine Alternative sein?

Wie ist der neue Wirkstoff Bayrepel zu bewerten?

Das Diethyltuolamid oder N,N-diethyl-3-methylbenzamid, kurz DEET, wird seit mehr als 40 Jahren als Repellent zur Insektenabwehr verwendet. Trotz zahlreicher Vermutungen zur Toxizität, insbesondere bei Kindern, ergab die Aufarbeitung von Anfragen bei Giftinformationszentralen welt weit nur wenige Hinweise auf die Gefährdung bei regelrechter topischer Anwendung. Deet wirkt sehr gut gegen diverse Insekten, wie Mücken, Fliegen, Flöhe und Zecken, aber auch gegen Zerkarien von Schistosomen. Nur etwa 8 % der kutan applizierten Substanz werden resorbiert und innerhalb von wenigen Stunden komplett eliminiert. Es gibt vereinzelt Berichte von Intoxikationen bei übermäßiger Anwendung. Es wurden toxische Enzephalopathien weltweit bei insgesamt etwa 20 Kindern sowie manische Psychosen, Krampfanfälle, Dermatitiden, kardiovaskuläre Tox izität und angeblich Todesfälle bei intensiver Hautresorption im Beobachtungszeitraum von über 40 Jahren berichtet. Die ätiologie der Enzephalopathien konnte nicht eindeutig geklärt werden, da dieses Krankheitsbild bei versehentlicher Ingestion beobachtet wurde und eine toxische Wirkung der organischen Lösungsmittel nicht auzuschließen war. Aufgrund der Möglichkeit der kutanen Resorption und der Gefahr bei Ingestion wird bei Säuglingen und Kleinkindern sowohl von einer großflächigen Anwendung als auch in Bereichen, wie der Hände, die eine Ingestion ermöglichen, abgeraten. Für diese Altersgruppe kann daher nur entsprechende Kleidung als Insektenschutz gegen tagaktive und Moskitonetze gegen nachtaktive Insekten empfohlen werden. Die topische Anwendung von DEET ist in dieser Altersgruppe nur sehr eingeschränkt möglich.
Sogenannte biologische Alternativen, wie ätherische öle, haben gegenüber DEET verminderte, d.h. kürzer anhaltende insektenabwehrende Wirkung, aber ihr toxisches Potential ist bei Ingestion wenigstens so groß wie das des DEET. Andere sogenannte Alternativen, wie Mückenpiepser, UV-Geräte, Vitamin B, Knoblauch etc. sind keine Alternativen, da ihre Unwirksamkeit ausreichend belegt ist.
Seit kurzem ist ein neuer Wirkstoff in den ehemals als „Autan“, jetzt als „Autan active“ oder „Autan family“ bezeichneten Produkten. Zur Testung werden die Repellents bei Freiwilligen auf einen Unterarm aufgetragen, der dann in einen Käfig mit Mücken für 10 Minuten gehalten wird. Diese Exposition wird stündlich wiederholt. Jede Landung eines Insektes oder tatsächlicher Stich wird als Zeichen der fehlenden respektive nachlassenden Wirkung interpretiert und die Zeit dokumentiert. Danach haben DEET und Bayrepel vergleichbare Wirkzeiten, die mit durchschnittlich vier bis acht Stunden, abhängig von der Insektenart, angegeben werden. Aber auch in mehreren Feldversuchen war die Wirksamkeit des Bayrepels mit der des DEET vergleichbar oder besser. Mit dieser Methode sind Repellents vergleichbar, aber die Wirksamkeit ist sowohl von der Insektenart als auch -menge pro Käfig und von dem Gebiet der Freilandversuche abhängig, so dass Vergleiche von Studien und Rückschlüsse hier für den einzelnen Anwender nur begrenzt möglich sind. Im Gegensatz zu DEET irritiert das Bayrepel(Picaridin/Hepidanin) Plastikoberflächen nicht. Es hat, wenn überhaupt, eine nur minimale augenschleimhautreizende Wirkung und zeigt in diesen Tierversuchen eine geringe Toxizität. Trotz der nach Tierversuchen zu erwartenden Sicherheit des Wirkstoffes wird aufgrund fehlender Anwendungsbeobachtungen in dieser Altersgruppe von einer Applikation bei Kindern unter 2 Jahren abgeraten (Produktinformation des Herstellers.
Permethrin ist ein synthetisches Pyrethroid und damit insbesondere ein Insektizid. Chrysanthemen besitzen Substanzen zur Insektenabwehr. Bei Extraktion der Blumen erhält man den natürlichen Pyrethrumextrakt. Seine Wirksubstanzen sind die Pyrethrine, deren synthetische Verwandte als Pyrethroide bezeichnet werden. Alle diese Substanzen verhindern nach der Repolarisation der Nervenmembran die schnelle Schließung des Natriumkanals und führen damit bei allen Tierspezies zu einer verlängerten Erregung, was in genügend hoher Konzentration für die Insekten tödlich ist. Ein wichtiges Charakteristikum des Permethrins ist die lange Halbwertszeit, weshalb es so erfolgreich in der Therapie z.B. der Pediculosis captis eingesetzt werden kann. Dabei wird es einmalig auf die Haut aufgetragen. Eine anhaltende Insekten-abwehrende Wirkung kann jedoch nur bei häufig wiederholter Anwendung erwartet werden. Aufgrund fehlender Daten sind jedoch bei häufig wiederholter Anwendung Nebenwirkungen nicht mit der erforderlichen Sicherheit auszuschließen. Permethrin ist daher kein alternatives Hautrepellent. In Feldversuchen wurde das Permethrin nach Aufbringen auf die Kleidung erfolgreich als Repellent eingesetzt.

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