Hände

15.05.2006

Die Hände sind das beweglichste und vielseitigste Instrument des Körpers. Dafür sorgen 35 Muskeln und 37 Knochen, die gelenkig miteinander verbunden sind. Denn die Hände sind das Kulturwerkzeug des Menschen. Mit ihnen konnten die Urmenschen vor mehr als 1,5 Millionen Jahren schon die ersten Werkzeuge herstellen, aber auch einen erlegten Bison kräftig an den Hörnern fassen und festhalten. Und heute können wir in schöner Schrift einen Füller über das Papier gleiten lassen, aber genauso auch beispielsweise bei der Gartenarbeit fest zupacken. Von unten nach oben ist eine Hand wie folgt aufgebaut: Auf die beiden Unterarmknochen, nämlich Elle und Speiche, folgt die Handwurzel. Wenn wir unsere Handbeuge anschauen, sind an beiden Seiten, noch armwärts gelegen, zwei Hubbel (Processus styloideus), die gut durch die Haut tastbar sind. Diese Hubbel gehören noch zum Arm. Darüber beginnt die Hand bzw. die Handwurzel. Sie besteht aus acht würfelförmigen Knochen, welche in zwei Reihen angeordnet sind. Diese Knochen entwickeln sich übrigens erst in den ersten neun Lebensjahren. Dafür sind an dieser Stelle nur knorpelige Platzhalter zu erkennen. Ärzte können nach dem siebten oder achten Lebensjahr aufgrund der Handwurzelentwicklung und der aktuellen Körpergröße die zu erwartende Körpergröße errechnen. An die Handwurzel schließen die fünf Mittelhandknochen. Diese sind auch Röhrenknochen, genau wie die Fingerknochen. Vier von ihnen sind durch straffe Gelenke mit den Handwurzelknochen verbunden. Der fünfte Mittelhandknochen, der zum Daumen gehört, ist durch ein sehr gut bewegliches Daumensattelgelenk mit der Handwurzel verbunden, weshalb wir den Daumen so gut in alle Richtungen bewegen können.
Übrigens ein alter Trick von Medizinstudenten, wie man die Unterarmknochen Elle und Speiche auseinander halten kann: Die Speiche ist innen, die Elle außen. Die Speiche ist also auf der Seite des Daumens. Der ist kreisförmig beweglich, wie ein Rad. Und ein Rad hat ja bekanntermaßen Speichen, oder?

An den Fingern unterscheiden wir jeweils Grundglied, Mittelglied und Endglied. Ausnahme ist auch hier wieder der Daumen, dem das Mittelglied fehlt. Der unterste Teil des Daumens, der im Bereich des Daumenballens liegt, ist bereits ein Mittelhandknochen.

Alle diese Knochen sind durch Muskeln miteinander verbunden. Viele von ihnen entspringen aufgrund von Platzmangel an den Unterarmknochen und ziehen mit langen dünnen Sehnen zu den Handknochen. Sie können das selbst überprüfen: Wenn Sie den Daumen spreizen, sehen Sie eine Bewegung an der Oberseite des Unterarms in der Nähe des Ellenbogens. Und so kommt es auch, dass Sie sich bei einer Überbeanspruchung der Hände – z. B. nach zu ausgiebigem Händeschütteln – eine schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung im Unterarm zuziehen können.

Hände sind überhaupt sensible „Verräter“ der kleinen eigenen Geheimnisse. So zeigen sie zum einen gnadenlos ihr wahres Alter an. Altersflecken, Falten, durchscheinende Sehnen und Gelenke sind Zeichen des Älterwerdens. Wobei die Altersflecken in Wahrheit Sonnenflecken sind. Sie entstehen, weil Hände am häufigsten ungeschützt in der Sonne sind. Vor allem Menschen mit heller Haut, rötlichen oder blonden Haaren, neigen zu Alters- bzw. Sonnenflecken (Lentigines). Immer mehr Menschen lassen sich daher die Altersflecken mit dem Laser beseitigen, und sich zudem eine Fettgewebsunterspritzung machen, damit die Hände ihre jugendliche Struktur zurückbekommen.

Hände sind auch Verräter der eigenen Gefühle. Sie wissen das, wenn die Hände vor einer Prüfung oder wichtig Verabredung feucht werden. Dies passiert in geringerem Ausmaße auch dann, wenn sie intuitiv etwas spüren, was Sie sich zu diesem Augenblick gar nicht erklären können. Auf die Signale einer bestimmten Hirnregion hin werden Ihre Hände leicht feucht, und Sie ändern daraufhin unbewusst Ihr Verhalten, z. B. den Tonfall in einem Gespräch. So lernen Sie, sich intuitiv besser zurechtzufinden.

Und last but not least sind Hände ein Verräter Ihres Gesundheitszustandes. Nämlich dann, wenn Sie ständig kalte Hände haben. Dahinter kann eine Arterienverkalkung der Schlagadern stehen. Die vom Herzen weit entfernten Körperregionen (Hände und Füße) werden deshalb geringer durchblutet. Vor allem bei Frauen werden die Kältegefühle oft auch durch eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems ausgelöst. Auch niedriger Blutdruck, Diabetes, Schilddrüsenerkrankung oder ein Herzfehler können sich in kalten Händen zeigen. Oft helfen tägliche Wechselbäder der Unterarme.

Krankheiten:

Boxer-Fraktur: Brüche an den Enden des vierten und fünften Mittelhandknochens entstehen beim Schlagen gegen einen harten Gegenstand.

Ganglion: Gallerartiger Knoten an den Fingern und am Handgelenk. Gewöhnlich schmerzlos, manchmal verschwinden sie von selbst, ansonsten werden sie mit einer Kortisonlösung oder chirurgisch entfernt.

Hammerfinger: Fingerspitze ist gebeugt und aus eigener Kraft nicht streckbar, Ursache ist meist eine Verletzung der Strecksehne.

Schnellender Finger: Normalerweise schlüpft die Sehen geschmeidig in die Sehnenscheide hinein und heraus. Wenn sie entzündet ist, wird sie dicker und kann beim Strecken nicht so leicht in die Sehnenscheide hineingleiten. Spannt man die streckenden Muskeln stark an, schnappt der Finger nach vorn. Muss behandelt werden, mit einer entzündungshemmenden Spritze oder durch Operation.


Dupuytren-Kontraktur:

Fasergewebe in der Handinnenfläche beginnt zu schrumpfen, wodurch sich die Finger immer weiter hin zur Klauenstellung beugen.


Handlinien:

Es gibt unterschiedliche Methoden, aus den Handlinien zu lesen. So beschreiben die Chirologen (Chirologie ist griechisch und bedeutet „Handkunde“) nur die Charakter- und Persönlichkeitsanlagen. Die Chiromanten (Chiromantie kommt vom von griechischen Cheir: „Hand“ und „Mantik“: Wahrsagekunst) wollen aus den Händen die Zukunft erkennen. Die Lebenslinie soll Auskunft über Vitalität, Gesundheit und den Todeszeitpunkt geben. Die Kopflinie soll etwas über die Denk- und Konzentrationsfähigkeit erkennen lassen, und die Herzlinie über die Gefühlswelt. In der Schicksalslinie zeigt sich der Lebensweg in beruflicher Hinsicht.
Für Mediziner sind diese Deutungen umstritten. Für sie handelt es sich lediglich um Beugefurchen, die sich aufgrund von Krankheiten verändern können. So haben Neurodermitiker eine verstärkte Zeichnung der Handlinien. Anormale Handfurchen entstehen bei Alkoholismus in der Schwangerschaft. Und bei einem vererbten hohem Blutfettspiegel sind die Handlinien gelblich.

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