01.01.2005
Schönes Haar war und ist seit jeher ein Symbol der Schönheit und Gesundheit. Da ist es nur allzu verständlich, dass Menschen, die unter einem krankhaften Haarausfall leiden, dies als äußerst beängstigend empfinden. Aber auch hier gilt wie so oft, „Ursache erkannt – Ursache gebannt“. Gegen einen krankhaften Haarausfall lässt sich meist etwas tun!
Welche verschiedenen Formen von Haarausfall gibt es überhaupt?
Haarausfall kann ganz unterschiedliche Formen haben. In der ärztlichen Praxis kommt es am häufigsten zum „diffusen“, „androgenetischen“ und zum so genannten „kreisrunden“ Haarausfall. Bei der diffusen Form des Haarausfalls lässt sich gewöhnlich keine Veränderung am Haar selbst feststellen. Der Betroffene bemerkt lediglich, dass er beim Haarewaschen und Kämmen viel mehr Haare als üblich verliert und er deshalb besonders auch an Haarmenge einbüßt.
Vom „androgenetischen“ Haarausfall sind meist Männer betroffen. Er kann jedoch auch bei Frauen auftreten, wenn sie die genetische Veranlagung dazu mitbringen. Er wird durch männliche Sexualhormone verursacht. Letzterer, nämlich der „kreisrunde“ Haarausfall, tritt nicht über den ganzen Kopf verteilt auf, sondern macht sich an abgegrenzten Stellen bemerkbar. Häufig sind die betroffenen Stellen zunächst münzgroß, weiten sich dann aber mit zunehmendem Haarausfall aus.
Wodurch wird Haarausfall verursacht?
Genauso wie die Erscheinungsformen des Haarausfalls unterschiedlich sind, können es auch die jeweiligen Ursachen sein. Bevor ich einige mögliche Auslöser nenne, möchte ich bemerken, dass manche Patienten fälschlicherweise glauben, unter einem krankhaften Haarausfall zu leiden, ohne dass dies wirklich stimmt: Es ist beispielsweise normal, täglich etwa 100 Haare zu verlieren. Auch Stresssituationen oder der Wechsel der Jahreszeiten verursachen bei vielen Menschen einen kurzfristigen Haarausfall. Sollte es sich jedoch tatsächlich um eine krankhafte Form des Haarausfalls handeln, müssen verschiedene Dinge überprüft werden. So kann ein Haarausfall durch Medikamente aber auch durch Schilddrüsenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und durch Diabetes verursacht werden. Häufig spielen auch Veränderungen des Hormonhaushaltes eine große Rolle; ein Zuviel an männlichen Sexualhormonen kann genauso zum Haarverlust führen, wie eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre. Zudem können auch Ernährungsfehler und Mangelerscheinungen zum Haarausfall führen. Um was es sich auch immer handeln mag, die Ursache muss unbedingt abgeklärt werden, um ernstere Grunderkrankungen auszuschließen.
Wie lässt sich ein krankhafter Haarausfall behandeln?
Die Behandlung richtet sich natürlich wie immer nach der jeweiligen Diagnose. Wenn eine Grunderkrankung für den Haarausfall verantwortlich ist, muss natürlich die Erkrankung selbst behandelt werden, da der Haarausfall selbst nur ein Symptom ist. Sollten Mangelzustände verantwortlich sein, müssen diese durch entsprechende Ergänzungspräparate ausgeglichen werden. Bei einem Überschuss an männlichen Hormonen genügt meist schon die Gabe der „Pille“. Dieser Behandlungsansatz ist natürlich nur bei Frauen möglich. Hinter dem kreisrunden Haarausfall verbirgt sich meist eine Autoimmunerkrankung, die durch Mittel, welche das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) behandelt werden. In diesem Zusammenhang wird oft auch Cortison verabreicht.
Gibt es Möglichkeiten männlichen Haarausfall erfolgreich zu behandeln?
Die Behandlung des männlichen Haarausfalls gestaltet sich oftmals schwierig. Diese androgenetische Form setzt meist dann ein, wenn eine genetische Veranlagung hierfür besteht. Dabei ist weniger die jeweilige Menge der männlichen Hormone im Blut für den Haarverlust verantwortlich, sondern vielmehr, wie die Haarwurzeln auf die Hormone reagieren. Eine Behandlung mit Geschlechtshormonen ist deshalb selten die Lösung. Es gibt jedoch ein Mittel, das sich in den letzten Jahren bewährt hat: Es handelt sich hierbei um das so genannte Finasterid. Es hemmt die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron örtlich an der Kopfhaut und verhindert auf diese Weise, dass die Haare ausfallen.
Ich leide sehr unter Schuppen, was kann ich tun?
Auch hier kommt es unter Umständen auf die Ursache an. Wenn der Auslöser eine Pilzerkrankung ist, sollten Sie sich von Ihrem Arzt beraten lassen: Es gibt eine Reihe von „Antipilzpräparaten“, die hier effektiv angewendet werden können. Es kann zudem sinnvoll sein, gezielt eine Abschuppung der Haut herbeizuführen, wie dies mit salicylsäurehaltigen Präparaten möglich ist. Auch cortisonhaltige Salben und Lotionen können Abhilfe schaffen. Teershampoos, die in der Apotheke erhältlich sind, reduzieren ebenfalls gewöhnlich die Schuppenbildung. Darüber hinaus können Sie es auch einmal mit einem teebaum- oder latschenkieferhaltigen Kopfhautwasser versuchen, da diese den natürlichen Säuregehalt der Kopfhaut stabilisieren. Natürlich sollten Sie auch äußere Faktoren, wie etwa zu heiße Föhnluft oder aggressive Shampoos vermeiden. Auch zuckerhaltige Nahrungsmittel und Stresssituationen können die Schuppenbildung verstärken und sollten deshalb vermieden werden.
Kann es durch Haarfärbungen zum Haarausfall kommen?
Unsere handelsüblichen Haarfärbungen werden eigentlich sehr streng überprüft, aber wenn sich Haar und Kopfhaut nicht in einem sehr gutem Zustand befinden, kann es sein, dass die enthaltenen chemischen Substanzen Haar und Kopfhaut tatsächlich so sehr an die Substanz gehen, dass sie ausfallen. Wenn Sie aber gesundes, kräftiges Haar haben, ist eigentlich durch eine Haarfärbung nichts zu befürchten. Wenn Sie dennoch Bedenken haben, erkundigen Sie sich bei Ihrem Friseur oder überlassen Sie ihm doch gleich die Arbeit.
Mir steht leider eine Chemotherapie bevor. Geht diese Behandlung immer mit Haarausfall einher?
Man hat zwar in der Vergangenheit versucht, den durch eine Chemotherapie bedingten Haarausfall zu verhindern, doch leider waren diese Versuche erfolglos. Zunächst versuchten Ärzte durch die hoch dosierte Gabe von Vitamin E den Haarverlust aufzuhalten, dann ruhten die Hoffnungen auf dem Tragen einer Kühlhaube, die den Stoffwechsel der Haarwurzeln derart heruntersetzen sollte, dass weniger von den verabreichten Medikamenten (Zytostatika) aufgenommen werden. Wie gesagt, diese Maßnahmen erwiesen sich als relativ erfolglos. Das Problem ist, dass die Medikamente, die bei einer Chemotherapie verabreicht werden, das Wachstum und die Teilung schnell wachsender Zellen hemmen sollen. Das ist deshalb wichtig, weil besonders Tumorzellen sich durch eine äußerst schnelle Zellteilung auszeichnen und man gerade diesen Vorgang stoppen will. Dabei wird aber auch das Wachstum und die Teilung anderer, „normaler“ Körperzellen gehemmt, wie das Beispielsweise auch bei den Haarwurzeln der Fall ist, die eine hohe Teilungsrate haben. Die Folge ist der gefürchtete Haarausfall. Meist ist hiervon nur das Haupthaar betroffen, manchmal verlieren Patienten aber auch die restliche Körperbehaarung. Verständlich, dass dies ängstigt. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Haare sich manchmal bereits noch während der laufenden Chemotherapie erholen, spätestens aber nach sechs bis 12 Wochen das Haarwachstum wieder endgültig einsetzt. Das hängt sehr vom Allgemeinzustand des Patienten und der Stärke der verabreichten Chemotherapie zusammen. Die Haare sind dann oft sogar voller und auch in ihrer Struktur verändert (andere Färbung, Wellen). Nur in sehr seltenen Fällen setzt das Haarwachstum in örtlich begrenzten Gebieten nicht wieder ein.
Kann ich gezielt mein Haarwachstum und die Qualität der Haare verbessern?
Ja, denn es gibt Vitamine und andere Ergänzungsmittel, die das Haarwachstum nicht nur schützen, sondern auch dem Haarverlust und sogar einer Ergrauung des Haares vorbauen. Der Klassiker unter ihnen ist das Biotin. Es ist nicht nur im Eidotter, sondern auch in Leber, Hefe und Niere enthalten. Auch Zink steigert das Haarwachstum und verhindert Haarausfall. Sinnvoll ist auch, eine ausreichende Proteinversorgung zu sichern. Schließlich besteht unser Haar hauptsächlich aus Proteinen. Studien belegten jüngst, dass Probanden, die täglich ergänzend Gelatine einnahmen, eine verbesserte Haarstruktur hatten und auch die Dicke des einzelnen Haares zunahm. Als die zusätzliche Gelatineeinnahme beendet wurde, ging der verbesserte Durchmesser des Haares innerhalb von sechs Monaten wieder zurück.