30.10.2004
Schon zu Zeiten des Hippokrates war die „Gicht“ bekannt und galt als eine Wohlstandskrankheit, da meist korpulentere Männer betroffen waren. Nur sie konnten sich eine üppige, fleischreiche Ernährung leisten und begünstigten somit die Entstehung der Gicht. Auch heute kommt sie hauptsächlich in den Wohlstandsländern vor. Aber über die Auslöser und Behandlung der Gicht wissen wir heute Gott sei Dank etwas mehr als damals.
Was sind die Ursachen einer Gichterkrankung?
Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der eine Störung des Purinstoffwechsels vorliegt. Purine sichern unseren Energiehaushalt. Sie werden zum einen von unserem Körper selbst gebildet, zum anderen aber auch mit der Nahrung aufgenommen. Wenn ein Überschuss an Purinen vorhanden ist, wird Harnsäure gebildet. Diese kann normalerweise problemlos über die Niere ausgeschieden werden. Wenn allerdings eine Störung vorliegt, reichert sich Harnsäure im Gewebe an und es kommt auch zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen an den Gelenken. Dieser Vorgang kann Jahre dauern, bis es dann zu den ersten Gichtsymptomen kommt.
Wie äußern sich typische Gichtsymptome?
Meist ist zunächst das Großzehgrundgelenk von einem Gichtanfall betroffen. Der große Zeh verfärbt sich tief-rot, schwillt an und schmerzt. Betroffene können in der Regel überhaupt nicht mehr richtig auftreten. Aber auch andere Bereiche, wie beispielsweise das Kniegelenk, können von den Rötungen, Schwellungen und Schmerzen betroffen sein. Oft geht ein akuter Gichtanfall sogar mit einer erhöhten Temperatur einher. Bleibt die Gicht unbehandelt, kann sie chronisch werden. Menschen, die an einer chronischen Form dieser Stoffwechselerkrankung leiden, sind ständigen Schmerzen ausgesetzt. In solchen Fällen kann es auch zu Gelenkveränderungen oder zur Ausbildungen von typischen „Gichtknoten“ kommen. Das sind schmerzlose Knötchen, die sich, mit Harnsäure gefüllt, direkt unter der Haut befinden. Das kommt allerdings nur noch selten vor.
Warum unterscheidet man zwischen einer „primären“ und einer „sekundären“ Gichtform?
Von einer „primären Gicht“ spricht man beispielsweise dann, wenn die Erkrankung auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen ist und deswegen eine Ausscheidungsstörung der Harnsäure über die Niere besteht. Von einer „sekundären Gicht“ spricht man, wenn die Gicht die Folge einer anderen Grunderkrankung ist. Das ist beispielsweise bei bestimmten chronischen Bluterkrankungen (Leukämie, schlecht eingestellter Diabetes) der Fall. Aber auch andere Erkrankungen, wie etwa eine Schrumpfniere, können der Entstehung der Gicht Vorschub leisten.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Gicht zu behandeln?
In erster Linie konzentriert man sich bei der Gicht-Therapie auf die Schmerzlinderung. Um das zu erreichen, werden meist entzündungshemmende Mittel verabreicht. Hier hat sich Colchicin (ein Wirkstoff, der aus dem Samen der Herbstzeitlosen gewonnen wird) als wirksamstes Medikament erwiesen. Aber auch kühlende Umschläge führen äußerlich zu einer raschen Verbesserung der Beschwerden. Längerfristig muss man sich natürlich darauf konzentrieren, den Harnsäurespiegel zu normalisieren. Dies wird durch Medikamente erreicht, die entweder die Bildung von Harnsäure weitgehend verhindern (Urikostatika) oder die Ausscheidung von Harnsäure erhöhen (Urikosurika). Um den Harnsäurespiegel auf Dauer zu reduzieren, spielen die Ernährung und eine gesunde Lebensführung die Hauptrolle.
Auf was muss ich bei der Ernährung achten, um einen Gichtanfall vorzubeugen?
Wie bereits erwähnt, Gicht ist das Ergebnis einer Purinstoffwechselstörung. Purine werden zum einen vom Körper selbst gebildet und zum anderen mit der Nahrung aufgenommen. Also geht es zunächst einmal darum, purinreiche Nahrungsmittel zu meiden. Dazu gehört beispielsweise Geflügel, Fleisch (vor allem Innereien) aber auch Hering, Sardellen, Hülsenfrüchte und Spinat. Darüber hinaus sollte der Alkoholkonsum reduziert werden, da dieser Gicht ebenfalls begünstigen kann. Außerdem ist es wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Das heißt, es sollten mindestens 2 Liter Mineralwasser und Kräutertee getrunken werden. Das beugt Harnsäureablagerungen in der Niere vor. Natürlich muss Übergewicht, falls vorhanden, reduziert werden. Regelmäßige Bewegung wirkt ebenfalls vorbeugend.