Erektile Dysfunktion

Zärtlichkeit genießen; Probleme gemeinsam lösen

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Unsere Gesellschaft krankt an einem übertriebenen Jugendwahn. Symptomatisch dafür sind nicht nur die zahlreichen Antiaging Produkte, sondern auch so manche Fernsehsendung, die den Eindruck erweckt, dass durch Schönheitsoperationen ewige Jugend zu erlangen sei. Diese Traumwelt steht jedoch im völligen Widerspruch zur Realität: die Menschen unserer Gesellschaft sind und werden immer älter. Diese rüstigen Senioren leben Zärtlichkeit und Sexualität jenseits des Jugendwahns. Paradoxerweise ist Alterssexualität für viele immer noch ein Tabu-Thema und das, obwohl das Bedürfnis nach Nähe und Intimität keine Altersbegrenzung kennt. Sex im Alter ist völlig normal und bringt leider gelegentlich auch eigene Sorgen und Nöte mit sich. Wenn Sie Anregungen suchen, wie Sie Ihre eigene Sexualität auch im Alter wieder lustvoll und aufregend gestalten können, werfen Sie doch einen Blick in mein neues Buch, das im April nächsten Jahres im Trias-Verlag erscheinen wird und den Titel „Lust auf Sex – Anregungen für ein erfülltes Liebesleben“ trägt. Viel Vergnügen!

Mein Mann leidet schon seit einigen Monaten an Erektionsstörungen. Wissen Sie, woran das liegen könnte?
Die Ursachen einer Erektionsstörung können sowohl psychischer als auch physischer Natur sein. Bei Männern, die das 50. Lebensjahr überschritten haben, findet sich der Grund für die Impotenz in den meisten Fällen auf körperlicher Ebene. Die Arterienverkalkung ist hier an erster Stelle zu nennen. Zudem gehören auch Beschwerdebilder wie Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte zu den Faktoren, die dauerhaft zu Erektionsstörungen führen können. Die Blutzuckerkrankheit und auch die Einnahme spezieller Medikamente können Erektionsstörungen auslösen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass auch Alkohol- und Zigarettenmissbrauch die männliche Standhaftigkeit schädigen kann. Die Ursache für die Erektionsstörungen Ihres Mannes bedarf auf jedem Fall ärztlicher Abklärung. Nahezu 70 % aller Herzinfarkt-Patienten haben zuvor an Erektionsstörungen gelitten. Falsche Scham, die Ihren Mann vielleicht von einem Arztbesuch zurückhält, muss daher dringend überwunden werden. Zum Bereich Scham gehört auch das Nichtaussprechen von z.B. Gedanken, die der Frau/dem Mann während des Geschlechtsverkehrs so durch den Kopf gehen. Dabei kann es sich ganz banal um Angewohnheiten/Rituale handeln, die ihm/ihr nicht gefallen, oder auch um so genannte sexuelle Phantasien, die man sich nicht traut, zu erwähnen. Aber mit etwas Geschick können Sie „eingebaut“ werden und führen plötzlich zu mehr Lust und Freude.

Welcher Behandlungsansatz ist bei Erektionsstörungen am erfolgreichsten?
So allgemein lässt sich das nicht beantworten. Ist die Erektionsstörung beispielsweise nur das Symptom einer Grunderkrankung, muss man sich natürlich in der Therapie auf die eigentliche Ursache konzentrieren. Ansonsten gibt es eine Reihe von Medikamenten, die sich zur Behandlung von Erektionsstörungen bisher bewährt haben. Allerdings muss hier darauf geachtet werden, dass das Potenzmittel nicht die Wirkung anderer Medikamente hemmt. So sollten Sie beispielsweise dann auf die Einnahme von Potenzmitteln verzichten, wenn Sie bereits blutdrucksenkende Präparate oder Nitrate einnehmen. Neben dem medikamentösen Behandlungsansatz gibt es aber auch andere Wege, die wieder zu einer erfüllten Sexualität führen können. So besteht auch die Möglichkeit eine so genannte Vakuumpumpe anzuwenden. Darüber hinaus verhilft auch die Injektionstherapie (SKAT) zur Erektionsfähigkeit. In Ausnahmefällen kann auch ein Schwellkörperimplantat in den Penis eingesetzt werden. Wenn Sie nähere Fragen zu den einzelnen Therapieformen haben, richten Sie sich ruhig an Ihren Hausarzt.

Seitdem ich vor einem halben Jahr einen Herzinfarkt erlitten habe, fürchte ich mich davor, mit meinem Partner Sexualität zu leben. Ist diese Angst begründet?
Für viele Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, ist dieses Ereignis ein traumatisches Erlebnis, das sich nur schwer überwinden lässt. Ihre Angst, wiederholt etwas Ähnliches zu erleben, ist also durchaus verständlich. Dennoch: Ein Herztod während des Geschlechtsverkehrs ist sehr unwahrscheinlich. Vor allem dann, wenn er in gewohnter Umgebung und mit einem vertrauten Partner stattfindet. Sex ist dann für Ihr Herz nicht aufregender als Treppensteigen in den zweiten Stock. Wenn Sie also von Ihrem Arzt die Erlaubnis zum Treppensteigen erhalten haben, müssen Sie sich eigentlich auch nicht davor fürchten Geschlechtsverkehr zu haben. Sie sollten aber dennoch darauf achten, während dem Liebesspiel übermäßige (extreme!) Aufregung und Anstrengung zu vermeiden. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, kann Ihr Arzt ein Belastungs-EKG durchführen, um dann genauere Auskünfte zu diesem Thema zu geben. Eventuell kann es auch sinnvoll sein, die Hilfestellung eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, um mit ihm das Erlebte und die damit verbundenen Ängste hinter sich zu lassen.

Ich kann kaum noch Spaß am Geschlechtsverkehr mit meinem Mann finden, da ich meist unter einer zu trockenen Scheide, somit unter Schmerzen beim Sex leide. Was kann ich tun?
Während der Wechseljahre kommt es zu einer hormonellen Umstellung im Körper der Frau. Durch den reduzierten Östrogenspiegel verändert sich auch das Vaginalgewebe. Die Haut der Schamlippen, Klitoris sowie der Harnröhrenöffnung und der Vagina wird dünner und ist daher nicht mehr so elastisch. Als Folge einer trockenen Scheide kann es deshalb nicht nur zu Juckreiz und Verletzungen kommen, sondern auch passieren, dass man auf Grund der Beschwerden gar keine Lust mehr auf Sex verspürt. Normalerweise lässt sich eine trockene Scheide sehr gut mit östrogenhaltigen Salben, die man örtlich anwendet, behandeln. Sollte das nicht helfen, sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, aber vor allem auch mit Ihrem Partner über das Problem. Interessanterweise ist gerade häufiger Sex das beste Mittel gegen eine zu trockene Scheide, da auf diese Weise die Durchblutung verbessert und die betreffenden Muskeln trainiert werden.

Ich bin Diabetikerin und leide seit einiger Zeit unter Missempfindungen in der Scheide. Könnte das etwas mit meiner Stoffwechselerkrankung zu tun haben?
Ja, das ist möglich. Vor allem durch Diabetes bedingte Nervenstörungen kann es zu unangenehmen Empfindungen in der Scheide kommen. Genieren Sie sich nicht und sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt auf Ihr Problem an. Meist hilft bereits eine Überprüfung der Blutzuckerwerte und anschließende möglichst genaue Blutzuckereinstellung. Vielleicht ist eine erhöhte Insulinzufuhr nötig oder auch die Einnahme von Medikamenten, die auf das Nervensystem wirken. In manchen Fällen helfen Präparate, die zur Gruppe der so genannten Antidepressiva (Stimmungsaufheller) gehören. Aber auch die Einnahme von Alpha-Liponsäure kann manchmal helfen. Allerdings dauert es gewöhnlich eine Weile, bis sich eine Besserung bemerkbar macht.

Meine Frau und ich blicken auf ein jahrzehntelanges erfülltes Sexualleben zurück. Doch in letzter Zeit entzieht sie sich jeglichen sexuellen Aktivitäten. Woran kann das liegen?
Das lässt sich natürlich ohne nähere Kenntnis der Situation schwerlich beantworten. Es kann jedoch helfen, wenn Sie sich folgende Fragen stellen: Gibt es in Ihrer Partnerschaft Konflikte, die einer Klärung bedürfen? Kann es sein, dass sich Ihre Partnerin von Ihnen vernachlässigt fühlt? Sind Sie in Ihrem eigenen Selbstverständnis wirklich ein Paar, das Dinge gemeinsam bespricht und in Angriff nimmt? Werden Zärtlichkeiten, wie etwa Küsse und Umarmungen, auch innerhalb des Alltags ausgetauscht oder ist Sex die einzige Form der gelebten Körperlichkeit? Was auch immer sich hinter der Enthaltsamkeit Ihrer Partnerin verbergen mag, durch geduldige, verständnisvolle Gespräche lässt sich das Problem bestimmt finden und lösen. Vielleicht fühlt sich Ihre Frau nicht mehr angenommen und sexuell attraktiv. Vielleicht sind aber auch schlicht körperliche Beschwerden für ihren Rückzug verantwortlich. Signalisieren Sie Ihrer Frau, dass Sie für sie da sind und immer zum Gespräch bereit sind. Üben Sie jedoch keinen Druck auf Sie aus. Vor allem zum Sex sollten Sie sie nicht drängen. Unter Umständen ist es auch sinnvoll, den Rat eines Paartherapeuten zu suchen.

Die Diagnose Krebs führte schließlich zum Verlust meiner linken Brust. Seitdem habe ich vor allem aus seelischen Gründen Schwierigkeiten mit meinem Mann intim zu werden. Was soll ich tun?
Brust- aber auch Gebärmutterkrebs und vor allem die Entfernung der Eierstöcke verändern die weibliche Sexualität. Durch den Verlust Ihrer linken Brust müssen Sie sich erst einmal mit Ihrem veränderten Äußeren und somit auch mit Ihrer veränderten Identität auseinandersetzten. Gerade durch den Verlust eines Busens, der ja in der Gesellschaft als das Symbol weiblicher Sexualität gilt, fühlen sich viele Frauen nicht mehr attraktiv und begehrenswert. Durch diese Sichtweise gehemmt, lässt sich Sexualität für Sie nicht mehr lustvoll erleben. Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Ängste und Sorgen, damit er Sie verstehen und auf Sie eingehen kann. Mit der Zeit werden Sie wissen, dass Ihr Selbstverständnis als Frau nicht durch den Verlust einer Brust beeinträchtigt ist. Wenn Sie dies nicht allein bewerkstelligen können, sollten Sie das Angebot von Selbsthilfegruppen oder auch Psychotherapeuten nutzen. Mussten Ihnen beide Eierstöcke entfernt werden, fehlen die weiblichen Hormone, die heute aber ganz gut ersetzt werden können.

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