11.07.2003
Erhöhte Blutzuckerwerte (Zuckerspitzen), die nach dem Essen gemessen werden, können unseren Blutgefäßen, so auch den Herzkranzgefäßen, dermaßen schaden, dass es zu einer raschen Gefäßverkalkung und in der Folge zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt. Gefährdet sind nicht nur, wie Spezialisten bisher diskutiert haben, die so genannten Typ II-Diabetiker, sondern auch Patienten mit einem normalen oder nur leicht erhöhten Nüchternblutzucker. Dies geht aus aktuellen Studien hervor, die beweisen, dass das Risiko schnell zu „verkalken“ bei erhöhten Zuckerwerten nach dem Essen etwa doppelt so hoch ist wie das eines Gesunden, aber unterhalb des Risikos eines Diabetikers liegt. Hat ein Patient also einen normalen Nüchternblutzucker, aber einen bereits erhöhten Blutzuckerwert zwei Stunden nach dem Essen, muss er nicht zwangsläufig als Diabetiker eingestuft werden. Man spricht dann von einer gestörten Glukosetoleranz, d. h. der Körper erträgt den Zucker, die Glukose (Endabbauprodukt von Kohlenhydraten) nicht. Es kann zu Schäden kommen. Diese gestörte Glukosetoleranz ist ein Risiko für die Entwicklung einer Arteriosklerose. Im Hinblick auf eine Gesundheitsvorsorge wäre es deshalb wichtig, auch diese Risikogruppe zu erfassen, die derzeit 10 – 20 % der Bevölkerung ausmacht. Ein in der Praxis des Arztes durchgeführter Blutzuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest OGTT) ist einfach durchzuführen und führt schnell zur Diagnose. Risikopatienten sollten auf jeden Fall von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Dazu zählen Menschen, in deren Verwandtschaft Diabetes vorkommt, sowie übergewichtige, vor allem die mit Kugelbauch, und Patienten mit Bluthochdruck und/oder erhöhten Blutfettwerten. Oft wird dann auch nicht nur die o. g. gestörte Glukosetoleranz entlarvt, sondern hoffentlich frühzeitig ein echter Typ II-Diabetes. Es vergehen nämlich leider immer noch etwa acht Jahre, bis die Diagnose Typ II-Diabetes nach Beginn (Manifestation) der Erkrankung gestellt ist. Die Erkrankung verläuft über Jahre hinweg ohne Beschwerden und die Patienten werden in der Praxis erst dann vorstellig, wenn bereits erste diabetesbedingte Beschwerden auftreten. Es muss deshalb unbedingt ein anderer Weg für eine Früherkennung gewählt werden, z. B. der OGTT.
Auch wenn noch nicht jedes Detail geklärt ist wie es zu der schnellen Verkalkung kommt, so weiß man heute doch, dass für die Gefäßkomplikation zunächst nicht eine Mangelausschüttung, sondern eine verzögerte Ausschüttung von Insulin verantwortlich ist. Dieses fehlende Insulin zieht eine Menge von Folgereaktionen nach sich, am Ende stehen schlechtere Fließeigenschaften des Blutes, eine schnellere Blutgerinnung und damit Gefahr der Thrombusbildung. Außerdem können sich die Blutgefäßinnenhäute leichter entzünden und werden teilweise zerstört.
Die Blutgerinnsel (Thromben) und Cholesterin können sich dort anheften, die schnelle Verkalkung nimmt ihren Lauf.