Autor: Kassenärztliche Vereinigung RLP
Zurzeit ist Jean-Pierre Rummens für die Hilfsorganisation Feed the Hungry (FTH) in Japan unterwegs. Der Journalist aus dem rheinhessischen Eckelsheim koordiniert die Hilfslieferungen von FTH im Erdbebengebiet. Direkt vor dem Abflug sprachen wir mit ihm über den Hilfseinsatz.
Herr Rummens, was genau haben Sie in Japan vor?
In wenigen Tagen gehen sechs Container mit Sachspenden auf die Reise nach Japan. Ich fliege voraus, um zu sehen, wie wir die Hilfsgüter am besten verteilen können. Außerdem werde ich eine Vertreterin der Initiative WACS (World Association of Chefs Society) treffen, die unsere Arbeit unterstützt. Darüber hinaus besuche ich unser Einsatzteam vor Ort.
Welche Leute zählen zu diesem Team?
Es sind Mitglieder der Kanazawa Christ Church in Tokio, mit der wir schon nach dem Erdbeben in Kobe 1995 zusammengearbeitet haben. Unter den Helfern sind viele Studenten, aber auch ältere Menschen. In den letzten Wochen haben sie unsere Verteilstationen im Erdbebengebiet aufgebaut.
Was wurde dort verteilt?
Vor allem Lebensmittel, Decken, Unterwäsche und Hygieneartikel.
Wie viel Geld wurde eingesetzt?
Wir haben direkt nach dem Erdbeben Gelder zusammengezogen und nach Japan geschickt. Damit wurden die Waren gekauft, die dann an die Erdbebenopfer verteilt wurden. Bislang haben wir etwa 55.000 Euro aufgewendet.
Wie läuft die Abstimmung mit den japanischen Behörden?
Das läuft zum Teil schleppend und zögerlich. Auch das ist ein Grund, warum ich nach Japan fliege. Ich will bei den Zollbehörden erwirken, dass unsere Hilfsgüter schneller abgefertigt werden.
Wie sieht es nach Ihren Informationen zurzeit im Erdbebengebiet aus?
Die Lage ist nach wie vor katastrophal. Die Menschen campieren dicht an dicht in Kirchen, Sport- oder Konzerthallen. Die hygienischen Verhältnisse sind äußerst problematisch. Dringend gebraucht werden vor allem Lebensmittel, Babynahrung und Trinkwasser. Daher schicken wir auch genau diese Sachen mit unseren Containern nach Japan. Es ist eine gemeinsame Aktion mit der Hilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen.
Woher stammen die Hilfsgüter?
Es sind im Wesentlichen Sachspenden von Unternehmen. Hassia hat 120 000 Wasserflaschen gespendet, Hipp und Milupa Babynahrung, Adidas und Jack Wolfskin Textilien.
Mit welchen Widrigkeiten haben Ihre Einsatzteams in Japan zu kämpfen?
Ein großes Problem ist die Infrastruktur. Viele Verbindungen im Gebiet um Sendai sind noch immer zerstört. Unsere Leute können daher nur mit kleinen Transportern fahren. Außerdem ist der Treibstoff knapp. Pro Fahrzeug stehen maximal zehn Liter am Tag zur Verfügung. Am Anfang mussten manche unserer Fahrzeuge zwei Tage lang an der Tankstelle Schlange stehen. Inzwischen ist es, wie ich gehört habe, wohl etwas besser geworden.
Wie ist bislang das Spendenaufkommen für die Opfer der Naturkatastrophe in Japan?
Es ist bei weitem nicht so wie nach dem Erdbeben in Haiti. Viele Menschen denken, Japan ist ein reiches Land, warum sollen wir spenden? Trotzdem ist es wichtig, zu helfen. Denn die Behörden sind an vielen Stellen einfach überfordert. Das sieht man ja auch am Umgang mit dem Atomunfall in Fukushima.
Das Gespräch führte Beate Schwenk von der Allgemeinen Zeitung Alzey.
Jean-Pierre Rummens koordiniert derzeit in Japan die Verteilung der Hilfsgüter aus Rheinhessen.
SPENDENKONTO: Feed the Hungry, Deutsche Bank Wiesbaden, Konto-Nr. 111 682, BLZ 510 700 24; siehe auch http://www.feedthehungry.de/