Artikel zur Nachtvorlesung am 25.04.2018 – Es tut über all weh

Autor: Allgemeine Zeitung vom 18.11.16, Sonja Bloß

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http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/alzey/alzey/nicht-auf-den-durst-warten_18711305.htm

Nachtvorlesung von Gesundheitsnetz und AZ informiert über schmerzhafte Sarkopenie

ALZEY – Die gute Nachricht zuerst: Man kann sie nicht heilen, aber man kann sie aufhalten. Bewegt man sich genug und ernährt sich ausgewogen, bekommt man sie meist erst gar nicht. Die Rede ist von Sarkopenie. So nennen Mediziner den im Alter zunehmenden Abbau von Muskelmasse und -kraft, der nicht selten mit Schmerzen einhergeht.

Schleichender Prozess beginnt mit 30

Diesem pathologischen Phänomen hat sich die jüngste Nachtvorlesung von Gesundheitsnetz Region Alzey und Allgemeiner Zeitung im proppenvollen Konferenzraum des DRK Krankenhauses gewidmet. Sinnigerweise trägt die populärwissenschaftliche Vorlesung des Allgemeinmediziners Dr. Günter Gerhardt und der Ernährungswissenschaftlerin Dr. Rita Hermann den Titel „Es tut alles weh“.

Der Wendelsheimer Arzt macht deutlich, dass Sarkopenie ein schleichender Prozess ist, der schon mit 30 beginnen kann. Zur vollen und damit auch schmerzhaften Entfaltung kommt Sarkopenie aber erst im Alter, wenn Muskelmasse abgebaut ist und die Kraft nachlässt. Das liegt vor allem an der Unterversorgung der Muskeln mit Nährstoffen, insbesondere Proteinen, also Eiweiß.

„Alte Menschen trinken oft zu wenig und haben auch ein vermindertes Hungergefühl“, nennt Gerhardt einen Grund dafür. Medikamentationen bei chronischen Krankheiten, Demenz oder Vereinsamung können dazu beitragen. „Was soll ich mir allein denn noch kochen?“ – eine Frage, die Günter Gerhardt von alleinstehenden älteren Patientinnen und Patienten häufig hört. Nicht weniger oft fällt der Satz: „Wenn ich morgens meine Tabletten alle genommen habe, bin ich schon satt.“ Sarkopenie kann aber auch hormonelle Ursachen haben.
Und wie bemerkt man die Sarkopenie? „Die Beweglichkeit nimmt ab und es besteht die Gefahr häufiger Sturzereignisse“, skizziert Gerhardt zwei Symptome. Deshalb sollte man Haus und Wohnung auf Stolperfallen überprüfen. Und Gerhardt hat auch einen praktischen Test parat: Mit verschränkten Armen auf einen Stuhl setzen, dann fünfmal aufstehen und hinsetzen. „Wer dafür länger als zehn Sekunden braucht, bei dem liegt ein Kriterium für Sarkopenie vor.“

Therapieren lässt sich Sarkopenie mit gezieltem Krafttraining. „Eine Alternative ist das Vibrationstraining. Damit beugt man durch den Zug der Muskeln am Knochen auch gleichzeitig Osteoporose vor“, sagt Gerhardt, schränkt allerdings ein, dass diese Variante bei Arthrose ausscheide. Die Koblenzer Ökotrophologin Rita Hermann macht deutlich, dass die beste Vorsorge die ausreichende Versorgung der Muskeln mit Energie und Nährstoffen ist. „Dabei geht es nicht um die Menge, sondern um die Qualität dessen, was wir zu uns nehmen“, sagt sie. Denn der Nährstoffbedarf sei bei einem alten Menschen ähnlich hoch wie bei einem jungen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass der Körper auch genügend Flüssigkeit erhalte. „Warten Sie nicht auf den Durst, sondern stellen Sie sich morgens eine Flasche Wasser hin und sehen Sie zu, dass die abends leer ist“, gibt Rita Hermann einen Tipp, wie man dem im Alter nachlassenden Durstempfinden wirkungsvoll begegnet.

Neben Bewegung und Ernährung sind für die Ernährungswissenschaftlerin aber auch Nahrungsergänzungsstoffe ein Mittel im Kampf gegen die Sarkopenie. Doch gleich ob Proteine, Kalzium oder Kreatin – in jedem Fall sollte man sich von Arzt oder Apotheker vorab beraten lassen und Produkte aus dem Supermarkt meiden. Hilfreich sei auch eine basische Ernährung mit viel Obst und Gemüse.

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